Wer als Vertiefungsarbeit für den Lehrabschluss den Bodensee schwimmend überqueren will, geht wahrlich nicht den Weg des geringsten Widerstands. Die Goldacherin Sina Stark hat genau das getan. Sie berichtet dem Wellenbrecher über dieses wohl einmalige Erlebnis.
Ich bin 17 Jahre alt und im letzten Lehrjahr. Seit ich 6 Jahre alt bin, verbringe ich meine Freizeit grösstenteils im Hallenbad. Bis ich im Sommer 2019 mit meiner Lehre als Köchin begonnen habe, trainierte ich 5 – 6 mal wöchentlich als Leistungsschwimmerin in Wittenbach. Durch meine unregelmässigen Arbeitszeiten konnte ich das Training leider nur noch sehr wenig besuchen und wechselte deshalb schweren Herzens in den Breitensport. Ich versuche seither, 2 – 3 mal im Monat Schwimmen zu gehen.
Da das Schwimmen immer noch meine grösste Leidenschaft ist, war es für mich ganz klar, als Vertiefungsarbeit für meinen Lehrabschluss die Bodenseeüberquerung zu wählen. Am Freitag, 13. August, war es soweit. Das Wetter hat gepasst und ich war nervös ob der Aufgabe und meiner Zielsetzung. Um 10 Uhr startete ich in Langenargen mit viel Respekt, begleitet von einem Boot mit meinem Vater und Andrea. Er beaufsichtigte und schaute für die Verpflegung, während Andrea das Boot auf Kurs hielt.
Ich hatte grosse Angst davor, dass ich es nicht schaffe und unterwegs aufgeben muss, weil ich nicht so viel trainieren konnte. Es war eine grosse Herausforderung für mich, zumal sehr viele Menschen in meiner engeren Umgebung nicht daran glaubten. Aber genau dies war meine grösste Motivation: Es allen zu zeigen, dass ich das schaffen kann.
Während den ersten 7,5 km hatte ich keine grosse Mühe. Im Schnitt brauchte ich für einen Kilometer 17 Minuten. Nach halber Distanz machte ich eine 10-minütige Pause im Wasser, weil mich mein Vater dazu aufgefordert hatte. Für mich war es schlimm, bei jedem Atemzug zu sehen, dass ich nicht gross weiterkomme und der Springbrunnen in Rorschach noch so weit weg ist. Meine Kräfte liessen langsam nach und ich musste mich selbst noch mehr motivieren.
Die letzten 5 km waren der grösste Albtraum. Ich brauchte für einen Kilometer schon 22 Minuten im Schnitt. In den Armen und Beinen hatte ich keine Kraft mehr und habe gefroren, da ich ohne Neopren schwamm. Gedanklich war 2.5 km vor dem Ziel schon Schluss. Ich war unterkühlt und der Akku leer. Doch ich habe dieses „Loch“ überwunden, und die Badi Goldach kam immer näher und somit auch die Motivation zurück. Ich hatte noch einen Kilometer zu schwimmen. Alles, was noch an Kraft vorhanden war, habe ich rausgeholt.
Um 14.53 Uhr habe ich das Schwimmbad erreicht. Der Badmeister hat meine Ankunft ausgerufen, und als ich am Steg angekommen bin, sah ich nur eine Menschenmenge, die mich mit grossem Applaus empfing. Ich atmete ein paarmal ein und aus und warf einen Blick auf meine Uhr. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Ich sah meine Zeit und freute mich riesig. Es war ein sehr spezieller und emotionaler Moment für mich. Ich habe es geschafft! Zudem habe ich mein persönliches Ziel, unter fünf Stunden anzukommen, erreicht. Für die Länge von 15,7 km habe ich 4 Stunden 53 Minuten 29 Sekunden gebraucht. Ich bin sehr stolz auf mich, dass ich allen – vor allem mir selbst – beweisen konnte, dass ich alles erreichen kann, wenn ich das wirklich möchte.
5 Antworten
Herzlichen Glückwunsch, Sina. Wahnsinnsleistung.
Bewundernswert!
Herzliche Gratulation!
Danke dir viel viel Mol, Gerd
Bravo Sina, das ist eine großartige Leistung. Vieles ist möglich wenn wir durchhalten und das Ziel vor Augen haben.
Karin, das sind schöne Worte von dir. Das ist so. Ich hatte mein Ziel die ganze Zeit vor meinen Augen und das schöne ist, wenn man sieht, dass man es auch erreicht hat.