002-tom-baettig-2-1-1

Dank Teamarbeit durch die Krise

Seit einem Jahr ist Tom Bättig Geschäftsführer des Seniorenzentrums La Vita. Im Interview mit Kathrin Metzler schaut er zurück, spricht über die Coronakrise, sein Erfolgsrezept und Pläne für die Zukunft.

Tom Bättig, vor gut einem Jahr haben Sie die Geschäftsführung des La Vita übernommen. Was waren Ihre grössten Herausforderungen?

Die Bewältigung der Covid19-Krise war extrem anspruchsvoll. Viele Bewohnende erkrankten, einige starben an den Folgen. Auch viele Mitarbeitende infizierten sich während der Arbeit. Dank dem grossen Einsatz des Teams und externer Unterstützung durch den Zivilschutz gelang es, die Versorgung unserer Bewohnenden stets aufrecht zu erhalten.

Keine leichte Zeit.

Sie war für uns uns alle im Haus sehr belastend, das gilt auch für die Angehörigen. Diese haben wir mit einer proaktiven Kommunikation abgeholt und bspw. wöchentlich einen Corona-Newsletter verschickt. Das ist sehr gut angekommen.

Welche Rolle spielen Angehörige in diesem Umfeld?

Eine wichtige. Sie sind für uns wichtige Bezugspersonen, die wir ins Boot holen. Während des Besuchverbots haben wir wenn immer möglich versucht, die sozialen Kontakte mit den Liebsten aufrecht zu erhalten und Sonderlösungen ermöglicht. So konnte die Frau eines Bewohners mit Demenz regelmässig kurz vorbeikommen. Wir haben Angehörigen unsere Arbeit geschildert und aufgezeigt, vor welchen Herausforderungen wir stehen. Das wirkte vertrauensbildend.

Corona trifft Pflegeeinrichtungen auch finanziell. Einzelne müssen wegen leerer Betten gar Personal entlassen. Wie steht es um die Finanzen des La Vita?

Unsere finanzielle Lage präsentiert sich derzeit sehr gut. Wir konnten im 2020 trotz Corona einen Gewinn erzielen. Auch der aktuelle Halbjahresabschluss liegt über dem Budget.

Wie ist das gelungen?

Mit einem straffen Kostenmanagement. Zusammengefasst ist es die Summe aus vielen einzelnen Massnahmen sowie der Entwicklung der Prozess- und Ergebnisqualität. Das heisst: Wir vermeiden Doppelspurigkeiten und optimieren Abläufe, damit die Wirtschaftlichkeit gesichert ist. Hinzu kommt, dass unsere Belegung sehr gut ist. Das Haus ist voll belegt, zudem erhalten wir jede Woche mehrere Anfragen.

Was macht das La Vita attraktiv?

Wir bleiben nicht stehen, sondern sind offen für Neues. Dabei orientieren wir uns am Maximalmöglichen und nicht am langweiligen, austauschbaren Durchschnitt. Unsere Angebote überprüfen wir laufend und passen sie zeitnah den Wünschen der Kundschaft an.

Zum Beispiel?

Wir haben einen Bewohnendenrat ins Leben gerufen, der sich regelmässig trifft und Anliegen direkt einbringt. Wir entwickeln das Haus gemeinsam mit unseren Bewohnenden weiter und nicht über deren Köpfe hinweg. Was im Rat entschieden wird, gehen wir zeitnah an. Es wurde etwa gewünscht, dass der Rasen nicht dann gemäht wird, wenn die Bewohnenden draussen auf der Gartenterrasse sitzen. Kein Problem, umgesetzt. Dauerbrenner-Thema ist das Essen. Hier können Bewohnende Menüwünsche einbringen.

Stichwort Essen. Die La-Vita-Küche wird seit kurzem von Dörte und Sandro Zimmermann geleitet, die zuvor in der Sterneküche des Schlosses Wartegg gekocht haben. Wie ist es dazu gekommen?

Wir haben uns bewusst für ein Kochehepaar entschieden, das grosses Know-how mitbringt, auch im vegetarischen Bereich. Neben einer guten Pflege ist das Essen in einem Heim das Allerwichtigste. In der Sternenküche wird mit grossem Aufwand über Monate dasselbe Menü mit den gleichen Komponenten in absoluter Perfektion produziert. Im La Vita werden täglich wechselnd drei Mittagsmenüs angeboten. Wir legen nun Wert auf die Verwendung von regionalen, frischen Produkten und achten darauf, dass wir immer mehr biologische und somit nachhaltige Produkte einsetzen.

Sterneküche, Wünsche erfüllen, Individualität – kann man das mit einem straffen Kostenmanagement überhaupt vereinbaren?

Das ist unser Anspruch. Manchmal ist Aufklärung nötig. Wenn sich der Bewohnendenrat mehr Auswahl beim Brot wünscht, zeigen wir auf, dass wir eine Sorte streichen müssen, um Food Waste zu verhindern. Es ist nicht allen bewusst, wie eine Grossküche funktioniert. Grundsätzlich sind und bleiben wir aber Dienstleister. Da stehen die Wünsche unserer Kunden im Zentrum. Das ist in einer Zeit, in der das Interesse an einem Heimeintritt – verstärkt durch Corona – abgenommen hat, entscheidend.

Welche Vorteile hat ein Eintritt ins La Vita gegenüber der Pflege zu Hause?

Den Bewohnenden wird sehr viel abgenommen. Sie müssen sich nicht mehr um Alltägliches kümmern. Sie werden bekocht, können an Aktivitäten teilnehmen, sind nicht alleine – sie können diesen Lebensabschnitt einfach geniessen. Mir hat eine Bewohnerin einmal gesagt: «Wenn ich gewusst hätte, wie schön es hier ist, wäre ich schon viel früher gekommen.»

Würden Ihre Mitarbeitenden diesen Satz auch unterschreiben?

Das müssen Sie meine Mitarbeitenden fragen (lacht). Unsere tollen und motivierten Mitarbeitenden sind sowohl unser Kapital als auch die Basis unseres Erfolgs. Nur wenn sie zufrieden sind, können sie überdurchschnittliche Leistungen erbringen. Unsere Mitarbeitenden haben die Menschen gern, wir haben unsere Mitarbeitenden gern. Meine Bürotür ist immer offen. Diese Wertschätzung ist zentral. Da die Pflegebedürftigkeit unserer Bewohnenden steigt, suchen wir aktuell weitere Pflegefachpersonen. Grundsätzlich sind wir auch immer offen für innovative, kundenorientierte Mitarbeitende.

Ihr erstes Jahr im La Vita ist vorbei – was nehmen Sie sich für die kommenden Jahre vor?

Die Entwicklung gemeinsam mit meinem Team weiter vorantreiben. Ich will noch mehr Freude, Lust und gegenseitige Wertschätzung ins La Vita bringen und dabei abseits von ausgetrampelten Pfaden laufen. Das Leben hier soll nicht nur gut, sondern genussvoll sein.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert