Am ersten Kindergartentag gibt es alle Hände voll zu tun.

“De Luca het d’Wand agmolet!”

Die Serie: witzige-satirische Geschichten zum Thema Kindergarten.

Der erste Kindergartentag.

Frau Glättli ist top vorbereitet. Die Telefonketten für die Eltern liegen bereit, sie hat ihre Yoga-Übungen gemacht und die Johanniskraut-Tabletten eingenommen. Da stürmen sie schon herein, die 24 herzigen Kinderlein. Von überall her ruft es jetzt: «Frau Glättli, ich brauch Hilfe! Frau Glättli!» Frau Glättli schaltet in den Superwoman-Action-Modus: Mit der einen Hand hilft sie einem Jungen in die Finken, mit der anderen Hand macht sie einen Reissverschluss zu, mit der dritten Hand hilft sie die Nase zu schnäuzen, mit der vierten Hand trennt sie zwei Streithähne. Mit der fünften Hand telefoniert sie, da einige Kinder noch nicht da sind. Zum Glück hat Frau Glättli soviele Arme wie eine Krake.

Jetzt folgt das lustige Begrüssungslied «Grüezi alli luschtige Feger» und Kevin zieht Larissa an den Haaren. Der Schulleiter kommt auch noch vorbei. Und viele Eltern stehen da. Und auch noch Grosseltern, Gottis, Göttis, Nachbarn, Tanten und Onkel Johnny aus Amerika. Geschätzte 130 Personen. Die Eltern bekommen eine Rose, wenn sie den Kindergarten verlassen, eine Art Bestechung, damit die Kinder lernen alleine im Kindergarten zu bleiben. Frau Jucker hat eine Blumen-Allergie und verzichtet auf die Rose. Dafür gibt ihr Frau Glättli einen Schokoladenkäfer, der soll ihr Glück bringen, für den Ablösungsprozess. Als die Kinder dies sehen, fangen sie laut an zu skandieren: «Wir wollen Schokolade!» Frau Glättli erklärt, dass da viel Zucker drin ist, dass dies aus zahnprophylaktischer Sicht überhaupt nicht sinnvoll ist und sie in solchen Dingen sehr konsequent…ein grosses Protest- Geschrei bricht los. Schnell eilt Frau Glättli in den Volg, um noch mehr Schokoladenkäfer zu organisieren. Der Schulleiter muss übernehmen. Als sie zurückkommt ist der zerzauste Schulleiter sehr froh, dass er abgelöst wird und wieder in sein ruhiges Büro gehen darf. Nach dem Verzehr der Schokolade muss natürlich sofort die Frau von der Zahnprophylaxe geholt werden. Als endlich alle die Zähne geputzt haben, erzählt die Zahnpflegerin das Märchen von der Zahnfee und den 7 Milchzähnchen. An einer etwas gefährlichen Stelle des Märchens fängt Alexander-Koreander plötzlich laut zu weinen an. Er hat Heimweh nach seiner Mutter. Als Aurelia-Alegra das hört, wird sie auch ganz weinerlich und fängt auch laut zu heulen an. Auch Constantin-Cassian geht es so. Immer mehr Kinder beginnen zu weinen und wollen nach Hause. Frau Jucker, die sich nicht von ihrem Kind trennen kann, weint auch. Frau Glättli kommt fast nicht nach mit dem Verteilen von Taschentüchern, Kuscheltiere holen, den Kaspar machen, Mut einflössen usw. Schon beinahe die Hälfte des Morgens ist geschafft. Pause gibt es für Frau Glättli keine, denn sie kann die Kinder ja nicht alleine lassen. Die Kinder gehen spielen. Der Turm mit den Bauklötzen stürzt ein und der grösste Bau-Klotz trifft Constantin-Cassian direkt an der Nase. Ob sie gebrochen ist, kann man nicht genau sagen, auf jeden Fall sieht sie irgendwie schief aus. Zwei Kinder kämpfen miteinander, aus dem Klo hört man seltsame wimmernde Geräusche und Alexander-Koreander will nun endgültig nach Hause und klettert aus dem Fenster.

Es ist Abend. Frau Glättli ist ganz schwindlig. Es war ein harter erster Tag. Zum Glück kommt morgen die Klassenassistenz. In diesem Moment erscheint eine WhatsApp-Nachricht auf ihrem Handy: die Klassenassistenz hat Corona. Jetzt noch einen Schnaps und dann fällt Frau Glättli ohnmächtig ins Bett. Es sind ja nur noch 7 Wochen bis zu den nächsten Ferien… ; )

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