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Liebes Volk,
Was für ein Fest! Am 20. November startete der wichtigste Grossanlass des Jahres! Was war am 20. November? Wissen Sie’s? Na? Genau! Mein Geburtstag. Ja gut, und das Eröffnungsspiel der Männerfussball-WM in Katar. Aber da geht ja niemand hin. Also zu meinem Geburtstag. Und auch nach Katar, zumindest niemand aus der Schweizer Regierung – mit einer klitzekleinen Ausnahme, nämlich: Ueli Maurer. Natürlich. Dem ist ja seit der Rücktrittsankündigung eh alles noch egaler als vorher. Ich stell mir vor, wie er sich die Einladung so anschaut: „Oh, oke, also: Es Land ohni Recht für Gaschtarbeiter, ohni Recht für Fraue, ohni Recht für Queers… Du, moll! I glaub, dett gaani id Ferie!“ Klingt wie beim faschistischsten Reisebüro der Welt. „Ku-ohni Recht“. Denn Rechte fühlen sich ja da am wohlsten, wo es so wenige Rechte wie möglich gibt – zumindest im juristischen Sinne. Wobei, es ist ja auch gar kein Ferienausflug, denn danach will er noch weiter in den Nahen Osten reisen, vielleicht auch nach Saudi-Arabien. Als eine seiner letzten Amtshandlungen schaut er sich dort womöglich nach einem Bundesratskandidaten um. Irgendjemand muss schliesslich Maurers bisherige politische Agenda weiterführen. Uelis Slogan: „Warum nicht gleich ein Scheich!“ Und warum nicht einer aus Katar. Ueli Maurer hat so ein gutes Verhältnis mit denen und bringt so viel Swissness dorthin, der Emir von Katar nennt Ueli Maurer nur noch den Emil von Katar! Ja! Dort fühlt er sich wohl! Home sweet Homophobie! Wobei die Katarer diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen wollen! Der Katar-Botschafter Al Kuwari sagte in einem Tagi-Interview: „Wie oft müssen wir es noch sagen! Wir haben nichts gegen Homosexuelle!“ Sagen wir es mal so. Es ist vielleicht nicht so ein gutes Zeichen, wenn man so etwas so oft sagen muss. Vor allem, wenn wenig später der WM-Botschafter Khalid Salman in einem ZDF-Interview Homosexualität als „geistigen Schaden“ bezeichnet. Kein Wunder in einem Land in dem Menschen wegen ihrer Homosexualität verfolgt und eingesperrt werden. Da klingt es dann eben nicht wahnsinnig überzeugend, wenn man sagt, man habe nichts gegen Homosexuelle. Das ist ein bisschen, wie wenn ein Serienmörder sagt: „Wie oft muss ich es noch sagen! Ich habe nichts gegen Menschen!“
Darum zeigen sich alle anderen Regierungsvertreter*innen, abgesehen von Ueli Maurer, zurückhaltend mit einer WM-Reise. Aline Trede von den Grünen und Flavia Wasserfallen von der SP rufen sogar zum Boykott auf. SP-Nationalrat Matthias Aebischer hingegen geht nicht ganz so weit. Er sagte stattdessen einfach, bei ihm halte sich die Vorfreude in Grenzen. Also, er verfolge die WM schon, aber nur – Zitat – „mit angezogener Handbremse“. Was auch immer das bedeuten soll. Wahrscheinlich heisst das: Er schaut die WM, aber freut sich aktiv nicht! Komme, was wolle! Ich stelle mir vor, wie Granit Xhaka im WM-Finale Schweiz gegen Brasilien das entscheidende Tor schiesst, und Matthias Aebischer daheim in der Stube so: „HRRRMRMrmrmrmmmm!“ Das zeigt doch auch schön die miserable Existenz der Linken in der Schweiz. Keinen Spass am Leben haben, aber dafür ein schlechtes Gewissen.
Ich meine, warum sagt er das denn überhaupt! Das ist doch ein Politiker! Meine Güte! Sag doch einfach, du schaust die WM nicht. Und dann… schaust du sie trotzdem! Wovor hast du Angst? Dass irgendwelche Sozialdetektive umgeschult werden und linken, Schweizer Fussballpatriot*innen ins Wohnzimmer filmen? So: „He Heinz! Hanen verwütscht! Und luäg! Dä hät sich au no gfreut! Dä Sausiech!“
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe wirklich keine Angst vor der linken woke Cancel Culture, wenn es der linke Matthias Aebischer nicht einmal schafft, sich selbst vom Fussball schauen zu canceln.
In diesem Sinne sag ich mal, Boykott, ja oder nein, schauen Sie selbst (oder eben nicht), aber denken Sie immer daran: Fussball ist ein bisschen wie Sex – am schönsten, wenn jede*r kommen kann. So wie an meinem Geburtstag – ausser Ueli Maurer natürlich. Denn um es mit den Worten eines scheidenden Bundesrates zu sagen: „Ob mein Gast eine Frau ist oder ein Mann ist mir eigentlich gleich, solange es kein Esel ist.“
Es grüsst Sie herzlich
Ihr Kaiser