Die Rohstoff- und Energiemärkte spielen seit rund einem Jahr verrückt. Getrieben durch extreme und gleichzeitig auftretende Ereignisse in und um Europa sind wir mit massiven Preisanstiegen und dem Risiko einer Mangellage konfrontiert.
Wir befinden uns in unruhigen Zeiten und niemand wagt eine Prognose, wie sich die Situation entwickeln wird. Versuchte man zu Beginn des vergangenen Winters die ersten Preisanstiege mit den knapp gefüllten Gasspeichern zu erklären, fehlt aktuell jede rationale Grundlage, die derzeitigen Entwicklungen in ihrer extremen Ausprägung zu erklären. Fakt ist, dass die Schweiz in das europäische Energiesystem eingebettet ist und in der Folge von der Versorgungssituation der umliegenden Ländern abhängig ist. Ebenso beeinflussen sich die Gas- und Strommärkte gegenseitig.
Die reduzierten Gasflüsse aus Russland können nicht gänzlich durch Flüssiggaslieferungen wettgemacht werden. Diese Tatsache erhöht das Risiko einer Gasmangellage und treibt die Gaspreise in die Höhe. Gleichzeitig ist die europäische Produktionskapazität für Strom durch verschiedene Faktoren eingeschränkt: Viele AKWs in Frankreich sind in Wartung, die hohen Temperaturen und die niedrigen Pegelstände der Flüsse schränken die Leistung von AKWs und Kohlekraftwerken ein. Die hohen Temperaturen lassen die Stromnachfrage durch den erhöhten Kühlbedarf zusätzlich steigen. Diese einfach zusammengefassten Effekte sind verantwortlich für steigende Strompreise und das erhöhte Risiko einer Strommangellage.
Lohnt es sich nun jetzt schon Strom und Gas zu sparen? Ja. Für die Stromproduktion werden Wasser, Gas und Kohle benötigt. Diese Rohstoffe sind aktuell nur in begrenztem Mass verfügbar und die weitere Versorgung ist zurzeit nicht vollends gesichert. Mit einem sorgsamen und bewussten Umgang mit Strom und Gas schonen wir die für die Produktion notwendigen Ressourcen und helfen, die Kapazitäten für den Winter zu erhöhen. Die Wahrscheinlichkeit einer Strom- oder Gasmangellage im Winter können wir unter anderem auch mit unserem Verhalten beeinflussen. Jede gesparte Kilowattstunde kann uns im Winter zusätzlich zur Verfügung stehen.
Oft wird die Frage gestellt, wie die Technischen Betriebe Goldach (TBG) in einer Mangellage agieren werden. Im Falle einer Mangellage müssen die TBG den Bundesrat in der Umsetzung der verordneten Massahmen unterstützen. Ausnahmen bestimmt der Bundesrat. Das Einsetzen und die Ausprägung einer möglichen Mangellage können die TBG kaum einschätzen. Dieses Risiko ist für den kommenden Winter ernst zu nehmen.
Empfehlenswert ist – auch angesichts der steigenden Energiepreise – die Räume in der Wohnung wohlüberlegt und entsprechend der Nutzung zu heizen. Der Einsatz von Heizlüftern ist wenig effizient und mit hohen Kosten verbunden. Beim Kauf neuer Geräte empfiehlt es sich, auf den Energiebedarf zu achten. Bei einem Geräteersatz kann ein effizienteres und gleichzeitig grösseres Gerät trotzdem mehr Energie verbrauchen. Der Betrieb von energieintensiven Anwendungen wie Whirlpools oder Saunas sollte aktuell kritisch hinterfragt werden.
Weitere Informationen:
– Energie sparen und effizient nutzen: www.energieagentur-sg.ch/tipps
– OSTRAL – Organisation für Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen: www.ostral.ch
– KIO Gas – Kriseninterventionsorganisation Gas: kio.swiss
– Energie ist knapp. Verschwenden wir sie nicht: www.nicht-verschwenden.ch
Energiepreise 2023
Für einen durchschnittlichen Haushalt mit 4’500 Kilowattstunden Stromverbrauch ergeben sich Stromkosten von rund CHF 1’245.— pro Jahr. Dies entspricht Mehrkosten von rund CHF 374.— oder 43 %.

Energie
Die Energiepreise müssen aufgrund der massiv gestiegenen Beschaffungskosten angehoben werden. Dank der mehrjährigen Beschaffung wird der stattfindende Preisanstieg an den Märkten abgefedert. Trotzdem haben die letzten Beschaffungen zu einem Anstieg der Beschaffungspreise von rund 80 Prozent geführt.
Netznutzung / Grundpreis
Die Netznutzungsentgelte und der Grundpreis müssen aufgrund gestiegener Vorliegerkosten der nationalen Netze, gestiegener Beschaffungskosten für Verluste und abgebauten Überdeckungen aus den Vorjahren angehoben werden. Gesamthaft resultieren aus den genannten Faktoren Mehrkosten von rund 20 Prozent.
Abgaben
Die Systemdienstleistungen (SDL) werden neu mit 0.46 statt 0.16 Rappen pro Kilowattstunde verrechnet. Der Netzzuschlag gemäss Art. 35 EnG (früher KEV) beträgt unverändert 2.3 Rappen pro Kilowattstunde.
Da in diesem Jahr viele kostentreibende Faktoren gleichzeitig auftreten, verzichten die Technischen Betriebe Goldach auf einen Teil des Gewinns, um die Erhöhung der Energiepreise zu mindern.
Zurückgelieferte Energie
Die Vergütung für zurückgelieferte Energie wird von 6.8 auf 13.7 Rappen pro Kilowattstunde angehoben, da sich dieser Ansatz an den Beschaffungskosten für Energie orientieren muss. Der Preis für den ökologischen Mehrwert von Photovoltaikanlagen muss hingegen von 3.0 auf 2.8 Rappen pro Kilowattstunde gesenkt werden.